Die Emanzipation der Frauen scheint in der gegenwärtigen Gesellschaft weit fortgeschritten. Frauen sind in die männlich dominierte Arbeitswelt eingedrungen und haben sich die rechtliche Gleichstellung erkämpft. Doch trifft dies nur auf die reichen Industriestaaten des Westens zu. Und auch dort gibt es starke Disparitäten, abhängig vom jeweiligen sozialen Status. Aber außerhalb der kapitalistischen Zentren in den ausgebeuteten Peripherien sieht es noch oder schon wieder anders aus. Hier werden vor allem Frauen teilweise gnadenlos ausgebeutet, oft von Firmen, die in den ausbeutenden Ländern zu Hause sind, werden zum ‚Freiwild’. Es stellt sich die Frage, ob Ausbeutung und Geschlechterverhältnisse nicht zusammen zu denken sind.
In den 70er und 80er Jahren gab es eine recht starke Strömung im Feminismus, die in der Tradition der sozialistischen Frauenbewegung betonte, daß es keine Geschlechterverhältnisse unabhängig von Klassenverhältnissen gebe. Die Attraktivität gerade marxistischer Analysen für FeministInnen lag in der These der sozialen und geschichtlichen Gewordenheit der gesellschaftlichen Verhältnisse – und der sich daraus ergebenden permanenten Veränderbarkeit. Auch wenn nach 1989 diese Diskussion nahezu zum Erliegen gekommen, in der Wissenschaft sogar geradezu tabuisiert ist: Angesichts der offensichtlichen Lüge vom Ende der Klassenkämpfe und vom endgültigen Sieg des Kapitalismus – zumindest soviel können wir aus der Geschichte lernen – scheint es angebracht, die Diskussion wieder aufzunehmen.