Es wird immer deutlicher, dass die Folgen der Pandemie vor allem die Menschen treffen, die so und so schon wenig haben. Laut einer Oxfam-Studie wird die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung etwa 10 Jahre brauchen, um die Verluste durch die Pandemie wieder auszugleichen, während die 1000 reichsten Menschen der Welt dafür gerade mal 9 Monate brauchen werden. Für einige der reichsten Menschen der Welt ist ja auch kein Verlust entstanden, sie konnten wie Amazon Chef Bezos größere Profite machen als in vorhergehenden Jahren. Die reichsten 10 Männer (es ist ein Männerclub) haben eine halbe Billion Dollar Gewinne gemacht. Besonders betroffen sind wieder einmal Frauen, die öfter die Jobs machen, die jetzt nicht oder nur eingeschränkt stattfinden können und die bereits zuvor finanziell schlechter gestellt waren als Männer.
Und nicht nur die finanziellen Schäden sind bei denen größer, die bereits zuvor nicht zu den Gewinner*innen unseres Wirtschaftssystems gehörten. Arme Menschen sterben viel häufiger an Corona und z.B. in Brasilien und den USA sterben Schwarze bis zu 50% häufiger an COVID. Arme Menschen und Menschen mit schlecht bezahlten aber „systemrelevanten“ Jobs haben kaum die Möglichkeit sich gegen die Pandemie zu schützen. Oft leisten gerade die Menschen in schlecht bezahlten Jobs viel um unsere Gesellschaften am Laufen zu halten, haben aber keinen oder nur unzureichenden Arbeitsschutz. Jene Menschen, die bereits vor der Pandemie in materieller Not waren, können heute noch weniger Hilfe erwarten.
Anstelle jetzt wieder wie letztes Jahr übereilt Öffnungsdiskussionen zu führen, muss endlich darüber gesprochen werden, dass einerseits viele Menschen täglich für wenig Lohn im Namen des Profits ihr Leben und das ihrer Angehörigen riskieren müssen, weil weite Teile der Wirtschaft weiter arbeiten als gäbe es keine Pandemie und weite Teile der ärmsten Menschen der Welt dieser Pandemie schutzlos ausgeliefert sind und gar keine Chance haben sich ihr oder ihren Auswirkungen zu entziehen. Corona zeigt, was Kapitalismus ist wie unter dem Brennglas: Er ist ein System in dem Menschen nichts gelten, der Profit aber alles.