Der Hass auf den „Kosmopolitismus“, auf Aufklärung und Wissenschaft, die eine Gefahr für den Glauben seien, ist seit Ernst Moritz Arndt eines der zentralen Theoreme der völkisch-antisemitischen Bewegung. In seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ benutzte Thomas Mann das Bild des „heimatlosen Kosmopoliten“ (Mann emanzipierte sich später von dieser im Kern völkischen Sichtweise). Später wurde die Ablehnung des „Kosmopolitismus“ auch Bestandteil stalinistischer Ideologie („Sozialismus in einem Land“).
Der Begriff ist in seiner negativen Konnotation heute untrennbar mit der neuen Rechten verwoben, findet sich bei Höcke und Kubitschek, zur Begründung ihrer national-sozialen Weltanschauung. Gegen den „Kosmopolitismus“ wurde schon im 19. Jahrhundert die Konstruktion der Nation bzw. des Volkskörpers gesetzt. Sich gegen einen vermeintlichen „Kosmopolitismus“ zu wenden, bedeutet, am völkisch-amtisemitische Diskurse anzudocken. Davor sollten wir uns als Linke hüten. Wir sind internationalistisch, verteidigen die Errungenschaften der Aufklärung gegen ihre Feinde. Wir stehen auf der Seite der Verdammten dieser Erde, gegen das Elend dieser Welt. Unser Bezugspunkt ist nicht „das Volk“, sondern die Klasse.