Die Coronakrise hat die Diskussion über eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung wieder in Gang gebracht. Aus der IG Metall kommt der Vorschlag, die Arbeitswoche auf 4 Tage zu verkürzen, Katja Kipping hat dies in einem Positionspapier ebenfalls gefordert und eine allgemeine Absenkung der Norm-Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche vorgeschlagen.
Natürlich macht die gerade weit verbreitete Kurzarbeit und die Frage, wie man die Belegschaften auch in der jetzigen Situation zusammenhalten kann, die Frage nach einer allgemeinen Verkürzung der Arbeitszeit drängender. Allerdings gibt es darüber hinaus noch viele weitere Gründe, diesen Weg zu gehen.
Heute kann aufgrund des technischen Fortschrittes in fast allen Bereichen eine höhere Produktivität erreicht werden, diese ist aber oft auch mit einem höheren Arbeitsdruck verbunden. Die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich würde diese Entwicklung abbilden. Die Löhne würden in vielen Bereichen, etwa in der Pflege oder der Kinderbetreuung fairer werden, wenn für die immer noch in vielen Bereichen niedrige Entlohnung weniger Stunden geleistet werden müssten. Familien, die heute deutlich mehr Stunden in den Arbeitsmarkt einbringen als früher, würden entlastet, der Stresslevel unter dem der Alltag mit Kindern und Job oft organisiert werden muss, würde zurückgehen. Care-Arbeit, die immer noch meist bei den Frauen liegt, könnte innerhalb der Familien fairer verteilt werden, wenn die individuellen Arbeitszeiten sinken. Und es würde wieder mehr Platz sein für ehrenamtliches, auch politisches Engagement, was mehr als wünschenswert wäre in einer Gesellschaft, die stetig darüber klagt, dass nicht mehr genügend Menschen die Möglichkeit haben sich aktiv in Vereine, Verbände und Parteien einzubringen.
Es ist ein ausgesprochen linkes Projekt, die Lohnarbeit zugunsten des Lebens zurückzudrängen und sich einen Teil des Produktivitätsgewinns der letzten Jahrzehnte als Zeit für uns und unsere Familien anzueignen. Zeit diesen Weg endlich zu gehen.