Nachdem es immer wieder zu heftigen Corona-Ausbrüchen in der Fleischindustrie kam, hat Arbeitsminister Hubertus Heil angekündigt hier „aufräumen“ zu wollen. Werkverträge etwa sollen verboten werden, um die Vergabe an dubiose Sub-Unternehmen zu erschweren, die billige Arbeitskräfte, meist aus Süd- und Osteuropa, nach Deutschland bringen und hier unter schlimmsten Bedingungen leben und arbeiten lassen.
Das ist gut so, doch kommt es um Jahre zu spät. Es ist ja nicht so, dass die Bedingungen, unter denen in der Fleischindustrie gearbeitet wird, nicht schon längst bekannt sind. Heil selbst sagt, die Verhältnisse seien „vor Corona schon eine Katastrophe“ gewesen. Getan wurde aber nichts.
Erst jetzt, nachdem im Zuge der Pandemie die Verhältnisse auch als potentielle Gefahr für die weitere Ausbreitung der Seuche, und damit für das weitere Funktionieren der Wirtschaft, gelten müssen, wird gehandelt. Der Verdacht liegt nahe, dass eine Regierung, die so lange zusehen konnte, wie Menschen in Deutschland zu miesesten Bedingungen arbeiten und leben mussten, jetzt nicht aus Humanismus umsteuert. Menschen stehen bei dieser Entscheidung nicht im Mittelpunkt, auch wenn sie natürlich zu begrüßen ist, sondern die Angst vor Lockdowns und deren wirtschaftlichen Folgen.