Die Häufung von Corona-Ausbrüchen in Unternehmen der Fleischindustrie hat in den letzten Wochen ein deutliches Licht auf die miserablen Bedingungen geworden, unter denen in vielen Großschlachthöfen gearbeitet wird. Schlecht bezahlte Arbeitskräfte, meist aus Osteuropa, offiziell angestellt von Subunternehmer*innen über Werksverträge, arbeiten hier unter fragwürdigen Bedingungen und leben oft in Sammelunterkünften eng zusammengepfercht.
Dies ist nicht nur in der Fleischindustrie so. In der Landwirtschaft arbeiten geschätzt 300 000 Menschen als Saisonarbeiter*innen unter ähnlich fragwürdigen Bedingungen. Arbeitsschutzkontrollen sind seit Jahren rückläufig und so ist eine wirksame Verhinderung von Fehlverhalten der Betriebe und Subunternehmen kaum zu erwarten. Doch statt sich damit kritisch auseinanderzusetzen wurde zu Beginn der Spargelzeit seitens der Bundesregierung sogar besondere Energie darin investiert, dass diese Praxis in der Spargelernte auch unter den Bedingungen von Corona weitergeführt werden konnte.
Jetzt sehen wir die Folgen einer Politik, der die Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelindustrie nicht einmal halb so wichtig sind, wie der Endpreis, zu dem die die Produkte in die Regale kommen und die Gewinnmargen der beteiligten Unternehmen. Die Zeche zahlen die vielen Saisonarbeiter*innen und durch Subunternehmen angestellten Mitarbeiter der Lebensmittelindustrie. Immer durch schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen und einen miesen Lohn, jetzt noch durch ein sehr hohes Risiko, an Corona zu erkranken.
Diese Praxis muss ein Ende haben. Billiglöhne, Werksverträge mit Subunternehmen, Massenunterkünfte und fehlende Kontrollen sollten nicht der Preis für unser Essen sein.