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Nein, vor Corona sind nicht alle gleich!

Das Virus macht keinen Unterschied, habe ich gerade gelesen, egal ob man Boris Johnson oder Max Mustermann heißt. Doch genau wie bei der Klimakrise ist die Behauptung, wir säßen alle in einem Boot, eine beruhigende Phantasie: Die Vielen sitzen in einem Boot, das bereits leck geschlagen ist, die Wenigen schippern in ihrer Luxusyacht nebenher.

Das beginnt bei der Frage, wer gerade im Home Office in aller Ruhe, frei von finanziellen Sorgen seine persönliche Work-Life-Balance überprüfen kann (wenn man nicht gerade alleinerziehend ist oder unter dem Dauerdruck des Chefs steht) und wer sich morgens in die U-Bahn setzen muss, um zum Job in einer Reinigungsfirma, bei der Müllabfuhr, im Pflegeheim oder im Supermarkt und vielleicht noch kräftig Überstunden schiebt.

Oder wer vielleicht gerade an der Börse die vierte Million verzockt hat, nun aber hofft, mit Leerverkäufen und geschickter Krisenspekulation doch noch an die fünfte zu kommen. Und auf der anderen Seite die Menschen, die ihren Job in der Gastronomie verloren haben, keine Auftritte mehr als Künstler bekommen oder nicht wissen, wie sie als ALG-II-Bezieher am Ende des Monats noch das Essen für die Kinder besorgen sollen, weil die Tafel wegen Corona dicht gemacht hat.

Oder das Kind im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos, hat es die gleiche Perspektive wie das Kind einer deutschen Durchschnittsfamilie? Nicht zu vergessen die Schreihälse, die meinen, wir könnten halt nicht alle retten, die Wirtschaft müsse brummen, da müssten sich die Alten, Kranken, Schwachen auch mal hinten anstellen.

Und wer bezahlt für die Krise? Werden es die Multimillionäre und Milliardäre sein, für die jede Krise eine Chance ist, ihr Vermögen zu vergrößern? Oder werden es die kleinen und mittleren Einkommen sein, denen schon jetzt die Last der Krise im Kreuz sitzt?

Nein, ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass unsere Gesellschaft nach Corona eine andere, solidarischere ist. Aber damit das passiert, sollten wir verstehen: Die Krise ist keine Gleichmacherin, sie spitzt bestehende Ungleichheiten zu. Es wird nur etwas anders werden, wenn wir die, die in ihren fetten Yachten an der Krise vorbeischippern wollen, zwingen, zu uns ins Boot zu steigen.