Drought 3618653 1920

Das System ändern, um die Zivilisation zu erhalten.

Dieses ist das heißeste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist die höchste seit drei Millionen Jahren, gleichzeitig wirkt die erhöhte Freisetzung von Methan wie ein Durchlauferhitzer für die Erderwärmung. Die Menschheit drückt der Erde ihren Stempel auf und ist rasant dabei ihre eigene Existenz zu gefährden.

Krank zu sein (die Kälte bei Ende Gelände war dann doch zuviel) hat den Vorteil, dass man auf der Couch liegen und wieder intensiv lesen kann, gerade das Kapitel über die Entstehung des fossilen Kapitalismus im 19. Jahrhundert im Sammelband „System change, not Climate change“. Gut, sich zu vergegenwärtigen, dass die heutige Gesellschaft menschengemacht ist, nicht naturgegeben. Ja, gerade in den Zentren des Kapitalismus hat es wahnsinnige Wohlstandsgewinne gegeben. Wenn sie der breiten Masse zugute kamen, waren sie aber immer Ergebnis sozialer Kämpfe, das Kapital ist kein Wohlfahrtsverein.

Gleichzeitig hat der Kapitalismus das Potential für seine eigene Zerstörung und die Zerstörung der menschlichen Zivilisation mit sich gebracht: Kriege heutzutage, wahlweise mit Atomwaffen könnten die gesamte Menschheit vernichten. Hinzugetreten und seit einigen Jahrzehnten bekannt ist die Bedrohung durch den menschengemachten Klimawandel. Sie ist so weit fortgeschritten, dass sich Wissenschaftler*innen nicht sicher sind, ob nicht zentrale Kipppunkte des Klimas bereits überschritten sind. Erste Folgen sehen wir nicht nur mehr allein im globalen Süden (der nicht verantwortlich ist für die Katastrophen, von denen er heimgesucht wird), sondern längst auch in den kapitalistischen Kernstaaten, auch in Deutschland, was Gesundheitswesen, Handel oder Landwirtschaft angeht, aber bspw. auch den Zustand unserer Wälder (als CO2-Senken nicht unwichtig!).

Es wird nicht reichen, dass jede*r für sich sein bzw. ihr Verhalten ändert, wir brauchen eine grundlegende Änderung der Regeln, die für uns alle gelten. Da hilft keine Marktwirtschaft, keine Initiative „Unser Kapitalismus soll grüner werden“, da brauchen wir eine grundlegend andere Art des Wirtschaftens, Konsumierens, Zusammenlebens. Das kann mensch dann Sozialismus nennen, Kommunismus, eine solidarische Gesellschaft oder eine Gesellschaft der Freien und Gleichen. Egal welchen Namen wir ihr geben, zentral ist: Wir brauchen eine Gesellschaft, die das Öffentliche stärkt, die auf gemeinsame, verbindliche Regeln für alle setzt, die nicht Profit und Konkurrenz, sondern Gemeinwohl und Solidarität als Maßstäbe setzt.