Mit brutaler Macht schlägt die Profitgier auch in Manila zu. Ich besuche San Roque, ein Ende der 1960er Jahre gegründeter Stadtteil. Eingeschlossen von nagelneuen Shoppingmalls und Condominio-Wohnblöcken für die Mittelschicht trotzen die Einwohner, die hier seit Generationen leben, der drohenden Räumung. Investoren wittern hier das große Geld, der Staat hilft dabei, Leute rauszuschmeißen.
Irgendwie erinnert mich die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Staat an den Hambacher Forst. Auch bei der Räumung des besetzten Waldes haben die NRW-Landesregierung und der Energieriese RWE gemeinsame Sache gemacht. Die CDU-Regierung bot dem Aktienkonzern seine willige Hilfe zur Räumung des Waldes an. Die Gesetzeslage deckt die Zwangsenteignung von Bewohnern, deren Dörfer den Kohlebagger-Gewinnen weichen müssen. Die Stimmung in San Roque ist bedrohlich. Vor einem der wenigen Eingänge zum Viertel steht ein Wachturm. Mit beweglichen Stacheldraht-Zäunen lässt sich das gesamte Viertel in minutenschnelle abriegeln. Im Gürtel des Wachmanns steckt ein Revolver.
Hier in den Philippinen, dem Armenhaus Südostasiens, dem Land, das so stark vom Klimawandel betroffen ist, ist mir nochmals vor Augen geführt worden: Der Kampf um soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz gehören zusammen. Es bestätigt sich die Binsenweisheit der Globalisierung: Denke global, handle lokal. Eine Welt, in der Menschen in Frieden, Gleichheit und Solidarität leben, ist nur mit Klimagerechtigkeit möglich. Hier ist die Manila-Konferenzerklärung eindeutig: »Nur durch eine umfassende Umstrukturierung der Gesellschaft kann Klimagerechtigkeit erreicht werden. Wir müssen die Grundursache des Klimawandels, der Ungleichheit und der Vertreibung angehen.«
Rosa Luxemburg hatte im Ersten Weltkrieg über die »Krise der Sozialdemokratie« geschrieben, die ihre Zustimmung zu den Kriegskrediten gegeben hatte, und dabei die historische Verantwortung der Partei bemüht. Selbes gilt heute für die Klimakrise, die auf selber Höhe mit der sozialen Frage stehen muss: »Die bürgerliche Gesellschaft steht vor einem Dilemma: entweder Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei.«
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