Manila erstickt im Stau und Regen. Ich komme direkt von den IAA-Protesten von „Sand im Getriebe“ in Frankfurt am Main gegen den Wahnsinn der Autokonzerne, die bis heute die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollen und weiter auf den Massenkonsum fetter SUVs und anderer klimaschädlicher Autos setzen. Triggerwarnung vorab: Ich bin tatsächlich nicht in die Philippinen gesegelt, um hier an der ersten Konferenz teilzunehmen, die Klimageflüchtete und Experten für Klima und Migration aus der ganzen Welt an einen Tisch bringt. Als ich über die umkämpfte Straße von Hormus fliege, sehe ich unter mir, wie auf den Erdöl-Feldern des Nahen Ostens überschüssiges Fördergas abgefackelt wird.
Fast zur selben Zeit wird im Berliner Karl-Liebknecht-Haus ein LINKE-Klimaschutzpapier vorgestellt: Wir wollen Klimagerechtigkeit, nicht nur in Deutschland. Wir wollen Inlandsflüge ganz verbieten. Dafür muss die Bahn endlich überall fahren. Mit Ökostrom statt Kohle und Atom. Und in naher Zukunft mit Bus, U-Bahn und Bus in den Städten für Leute mit wenig Geld umsonst. Kein Öl mehr, das wäre revolutionär. Der Abschied aus dem fossilen Zeitalter, das heißt nicht nur ein besseres Klima für alle von Kiel bis Kambodscha.
So weit weg, wie ich von Deutschland bin, so weit sind die Philippinen von einer Verkehrswende entfernt. Nach über zwei Stunden im Auto, eine alte Dreckschleuder ohne Katalysator und Abschalteinrichtung, komme ich im Hotel an. Mehr als zwei Stunden für nicht einmal 20 Kilometer. Eine Rikscha wäre schneller gewesen. Die ganze Sinnlosigkeit des Autoverkehrs in Großstädten wird hier in der Rush Hour der Millionen-Hauptstadt der Philippinen mehr als klar. Mein Fahrer hustet an jeder zweiten Kreuzung. Viele tragen Atemmasken im Gesicht. Wer kann, hält die Fenster geschlossen und schmeißt die Klimaanlage an. Hinter uns steht ein Krankenwagen mit Blaulicht, erst jüngst starb wieder ein Notfallpatient, weil die Straßen verstopft waren. Der Traum von der motorisierten Freiheit, wie er von den Autofans immer wieder geträumt wird, dieser Traum ist nicht nur in Manila ein täglicher Alptraum in Stop and Go.
Kurzer Ausschnitt aus dem ersten Teil meines Blogs im neues Deutschland. Den ganzen Artikel könnt ihr hier nachlesen.